Herr Palit, wann sind Sie zuletzt morgens aufgewacht und wussten nicht, an welchem Ort Sie sich gerade befinden?
Das ist tatsächlich erst vor wenigen Wochen passiert: Am Montag war ich noch in Singapur, flog danach nach Boston und anschließend nach München und von dort zuerst nach Bangalore und schließlich zurück nach Singapur – alles innerhalb einer Woche.
Wie ist ein solches Pensum zu schaffen?
Ich habe großes Glück, denn ich kann mich sehr gut an verschiedene Zeitzonen anpassen und verhindere Jetlag durch eine gute Terminplanung: Meistens kommt man bei interkontinentalen Flügen morgens an – wenn ich dann den ganzen Tag bis zum Abend arbeite, bin ich für gewöhnlich so müde, dass ich mich einfach schlafen legen kann. Wochen, in denen ich quasi einmal um die Erde fliege, sind aber eine absolute Ausnahme. Wenn möglich, versuche ich, ein Land pro Woche zu besuchen, damit ich genug Zeit habe, vor Ort ausführlich mit Managern, Mitarbeitern und – was am wichtigsten ist – auch mit Kunden zu sprechen.
Sie sind in Indien und den USA aufgewachsen, Sie leben seit vielen Jahren an verschiedenen Orten in Asien und arbeiten für ein deutsches Unternehmen. Gibt es einen Ort, an dem Ihre Wurzeln sind?
Mumbai ist mein Zuhause, hier bin ich geboren und hier lebt meine Mutter. Aber ich habe auch starke Wurzeln in den USA, dem Geburtsland meiner Frau. Meine Kinder haben ihr Leben in Indien, Amerika und Singapur verbracht. Auch hier hält mich viel – und in München, wo ich während meiner Karriere bei TÜV SÜD viel Zeit verbracht habe und seit Mitte verganenen Jahres mein Büro habe.
Sollte auch ein Unternehmen Wurzeln haben, gerade in Zeiten der Globalisierung?
Eine Identität zu haben, ist für jeden Menschen eine sehr gute Sache. Diese sollte einen aber nicht daran hindern, offen für neue Möglichkeiten zu sein und diese anzunehmen. Das gilt auch für Organisationen. Im Fall von TÜV SÜD bedeutet dies: Unsere deutschen Wurzeln sind eine unserer Kerneigenschaften, für die wir von Kunden in aller Welt geschätzt werden. Wir stehen hier für Qualität, Hightech und den Antrieb, ständig besser zu werden. Aber wo wären wir heute, wenn wir nicht während der vergangenen Jahrzehnte von unseren Mitarbeitern und Kunden in aller Welt gelernt hätten – von ihrer Leidenschaft, Agilität und ihrer Schnelligkeit? Wer global handeln will, muss absolut offen sein und die Welt als Chance begreifen. Und trotzdem fest geerdet sein und wissen, was die eigenen Stärken sind und wo sie herkommen.